Tropfen auf den heißen Sand – BUND fordert ein Umsteuern

Das Wasser fehlt der Elbe und ihren Auen – mit dramatischen Folgen für die Flusslandschaft

Trotz des Regens in den vergangenen Tagen ist die Elbe weiter flach und die Lage in ihren Auen katastrophal – es herrscht Wassernotstand. Altwasser, die in dieser Jahreszeit gut gefüllt sein sollten, sind nahezu oder ganz ausgetrocknet. Die Schäden aufgrund des Wassermangels sind in der wertvollen Hartholzaue entlang der Elbe deutlich sichtbar. Seit bald zwei Wochen ist der Gütertransport auf der Elbe bei Fahrrinnentiefen von unter einem Meter nicht mehr möglich. Der BUND fordert ein Umsteuern und einen zukunftsfähigen Umgang mit der Flusslandschaft Elbe. 

Die Auenlandschaft Elbe ist ein Naturerbe von herausragender Bedeutung für Deutschland. Sie ist bereits heute eine Attraktion für Naturtourist*innen. Vor allem ist sie der Lebensraum für viele Arten, die anderswo selten oder ausgestorben sind. Das Austrocknen der Auenlandschaft bewirkt dramatische Verluste. Die Herausforderungen sind entsprechend groß. 

„Um diese einzigartige Flusslandschaft zu erhalten, muss umgesteuert werden“, fordert Iris Brunar vom BUND-Elbeprojekt. „Ein Paradigmenwechsel ist dringend geboten. Die Frage, wie die Entwässerung der Landschaft aufgehalten und wie der natürliche Wasserrückhalt gestärkt werden kann, muss schnell beantwortet werden. Es muss geklärt werden, wie die Tiefenerosion gestoppt und die Sohle wieder nach oben gebracht werden kann, damit die Elbe ihre Aue wieder mit Wasser versorgen kann.“

Aufgrund der dramatischen Lage dürfen keine Maßnahmen mehr umgesetzt werden, die die Trockenheit noch verstärken, wie z. B. die weitere Einengung der Elbe zur Vertiefung der Fahrrinne. Die Tiefenerosion verschärft die Trockenheit in der Aue, weil der Grundwasserspiegel mit dem Wasserspiegel der Elbe absinkt. Davon sind auch die Altwasser und Flutrinnen betroffen.

„Innerhalb weniger Jahre sind die Lebensräume für seltene Amphibienarten wie Rotbauchunke oder Moorfrosch ausgetrocknet und nahezu verschwunden“, konstatiert Jörg Engler, Vorstandsmitglied des BUND und stellv. Sprecher des LAK Feldherpetologie in Sachsen-Anhalt. „Verschwinden die Gewässer, verschwinden auch Molch, Frosch und Unke. Froschkonzerte sind jetzt schon selten und könnten bald der Vergangenheit angehören. Für die Artengruppe der Amphibien ist die anhaltende Trockenheit verstärkt durch die Entwässerung der Aue katastrophal und hat bereits große Verluste verursacht.“

Auch den Auenwäldern und den Solitäreichen entlang der Elbe geht es ausgesprochen schlecht. Viele der wertvollen alten Eichen haben die Trockenjahre 2018 und 2019 nicht überlebt. Andere sind von schweren Schäden gezeichnet. Trotz des sehr nassen Februars droht an der Elbe 2020 nicht nur das dritte Dürrejahr, sondern auch das siebte Niedrigwasserjahr in Folge. 

In Zukunft werden sich die klimatisch bedingten Trockenphasen häufen. Daher sind alle anthropogenen Maßnahmen, die eine Entwässerung der Elbeaue bewirken, zeitnah einzustellen. Die natürlichen Wasserspeicher von Fluss und Aue müssen gestärkt werden – und zwar heute.

Rückfragen:
Iris Brunar, BUND-Elbeprojekt, mobil: +49 178 1630204, iris.brunar@bund.net